Zur Sache: Können Experten führen?

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.07.2006, Nr. 174, S. 53

Aufstieg bedeutet in vielen Unternehmen mehr Personalverantwortung. Übersehen wird vielfach, dass Führungskraft eine eigene Tätigkeit ist, die ganz neue Anforderungen stellt, nämlich Beziehungsarbeit. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine solche Aufgabe anstreben oder übernommen haben, erfahren Sie in Kurzform in diesem Artikel.

Aufstieg, Macht, Status, Erfolg werden in vielen Unternehmen an Führungspositionen mit Personalverantwortung gekoppelt. Entsprechend streben viele – freiwillig oder weil es von ihnen erwartet wird – solche Führungspositionen an. Führung ist allerdings Beziehungsarbeit, und nicht jeder ist darauf gut vorbereitet.

Insbesondere die fachlich exzellenten Experten haben oft wenig Verhaltensrepertoire im Kontakt mit Mitarbeitern. So ist zu beobachten, daß manche als Leitung dazu tendieren, Mitarbeiter (unbeabsichtigt) zu überfordern oder vor den Kopf zu stoßen. Andere wiederum handeln eher übervorsichtig, stark kontrollierend und Konflikte vermeidend. Infolgedessen werden sie von ihren Mitarbeitern entsprechend gefürchtet oder abgelehnt.

Die Karriereplanung der Unternehmen nimmt auf solche Talentfragen meist wenig Rücksicht; fachliche Aufstiegswege sind dünn gesät. Sollten Sie also zu diesen Experten gehören, bei denen aus Karrieregründen die Übernahme einer Führungsaufgabe ansteht, überlegen Sie lieber noch mal: Will ich das wirklich? Bin ich bereit, mich von inhaltlichen Interessen zu lösen und statt dessen andere arbeitsfähig zu machen und zu halten? Oder sollte ich mich doch nach attraktiveren fachlichen Projekten umsehen, um meine Expertise auszubauen?

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